Der schnitt und rückschnitt der zwergmandel

Der regelmäßige und korrekte Schnitt ist zweifellos die wichtigste Pflegemaßnahme, um die Zwergmandel gesund, kompakt und vor allem blühfreudig zu halten. Ohne einen gezielten Rückschnitt neigt dieser charmante Frühlingsblüher dazu, von innen zu vergreisen, sparrig zu wachsen und die Blühfreudigkeit lässt von Jahr zu Jahr dramatisch nach. Viele Hobbygärtner scheuen sich vor einem radikalen Schnitt, aus Angst, der Pflanze zu schaden. Bei der Zwergmandel ist jedoch das Gegenteil der Fall: Nur ein mutiger Schnitt sichert die überreiche Blütenpracht für das kommende Jahr, da die Blüten ausschließlich am neu gebildeten, einjährigen Holz erscheinen.
Der alles entscheidende Zeitpunkt für den Hauptschnitt der Zwergmandel ist unmittelbar nach der Blüte. Je nach Witterungsverlauf und Region ist dies meist Ende Mai oder Anfang Juni. Es ist von größter Wichtigkeit, diesen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Ein zu später Schnitt im Sommer oder gar erst im Herbst würde der Pflanze nicht mehr genügend Zeit lassen, neue, kräftige Triebe zu bilden und in diesen die Blütenknospen für das nächste Frühjahr anzulegen. Das Ergebnis wäre ein fast vollständiger Ausfall der Blüte. Der Schnitt sollte also direkt erfolgen, sobald die letzten Blütenblätter verblüht sind und abzufallen beginnen.
Das Ziel des Schnitts ist es, die Bildung von möglichst vielen neuen, kräftigen Trieben anzuregen. Dafür werden alle Triebe, die in diesem Jahr geblüht haben, radikal zurückgeschnitten. Man kürzt sie um etwa zwei Drittel ihrer Länge ein, sodass nur noch kurze Stummel mit wenigen Augen oder Blattpaaren stehen bleiben. Aus diesen verbleibenden Augen wird die Pflanze in den folgenden Wochen kräftig neu austreiben. Diese neuen Triebe werden im Laufe des Sommers wachsen und reifen und im nächsten Frühling über ihre gesamte Länge dicht mit Blüten besetzt sein.
Für den Schnitt sollte unbedingt scharfes und sauberes Werkzeug verwendet werden, um die Pflanze nicht unnötig zu verletzen und die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden. Eine gute Bypass-Gartenschere ist für die meisten Triebe ausreichend. Die Schnitte sollten sauber und glatt sein, idealerweise leicht schräg angesetzt, damit Wasser ablaufen kann. Schwache, dünne oder nach innen wachsende Triebe können bei dieser Gelegenheit direkt an der Basis entfernt werden, um den Strauch auszulichten und die Kraft in die starken, nach außen wachsenden Triebe zu lenken.
Der verjüngungsschnitt bei alten sträuchern
Es kommt häufig vor, dass Zwergmandeln über Jahre hinweg nicht oder nur zaghaft geschnitten wurden. Solche Sträucher sind meist im Inneren kahl, haben lange, unansehnliche Triebe und tragen nur noch an den äußersten Spitzen einige wenige Blüten. In einem solchen Fall ist ein radikaler Verjüngungsschnitt die einzige Möglichkeit, den Strauch zu retten und ihm zu neuer Vitalität und Blühfreude zu verhelfen. Dieser Radikalschnitt sollte am besten im späten Winter, an einem frostfreien Tag vor dem Austrieb, durchgeführt werden.
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Bei einem Verjüngungsschnitt wird der gesamte Strauch „auf den Stock gesetzt“. Das bedeutet, alle alten Triebe und Äste werden rigoros auf eine Höhe von etwa 10 bis 20 Zentimetern über dem Boden zurückgeschnitten. Auch wenn dieser Eingriff brutal aussieht, ist er für eine robuste Pflanze wie die Zwergmandel kein Problem. Sie besitzt genügend schlafende Augen an der Basis, aus denen sie im Frühjahr kräftig und buschig neu austreiben wird.
Nach einem solch radikalen Schnitt wird die Blüte im selben Jahr natürlich vollständig ausfallen, da das gesamte blühfähige Holz entfernt wurde. Die Pflanze investiert ihre ganze Energie in den Aufbau neuer, gesunder Triebe. Eine gute Versorgung mit Wasser und eine Düngergabe im Frühjahr, beispielsweise mit Kompost, unterstützen den Neuaustrieb. Schon im Folgejahr wird der verjüngte Strauch wieder blühen, und in den Jahren darauf wird er seine volle Pracht zurückerlangen.
Nach dem Verjüngungsschnitt ist es entscheidend, in den folgenden Jahren den regelmäßigen jährlichen Schnitt nach der Blüte konsequent durchzuführen. Nur so kann die neu gewonnene kompakte und buschige Form erhalten und eine erneute Vergreisung verhindert werden. Der Verjüngungsschnitt ist also ein einmaliger Neustart, der in ein jährliches Pflegeritual übergehen muss, um den Erfolg langfristig zu sichern und die Blühfreude der Zwergmandel zu maximieren.
Pflegeschnitte und das entfernen von wildtrieben
Neben dem Hauptschnitt nach der Blüte können über das Jahr verteilt kleinere Pflegeschnitte notwendig sein. Dazu gehört das Entfernen von totem, krankem oder beschädigtem Holz, sobald es entdeckt wird. Insbesondere nach dem Winter können Frostschäden an den Triebspitzen sichtbar werden. Diese erfrorenen Teile sollten im Frühjahr bis ins gesunde, grüne Holz zurückgeschnitten werden. Dies verhindert das Eindringen von Krankheitserregern in die Pflanze.
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Ein besonderes Augenmerk sollte auf Wildtriebe gelegt werden, die aus der Veredelungsunterlage unterhalb der Veredelungsstelle austreiben. Viele im Handel erhältliche Zwergmandeln sind auf robustere Unterlagen wie Pflaumen oder andere Mandelarten veredelt. Triebe, die aus dieser Unterlage wachsen, haben andere Eigenschaften als die Edelsorte, wachsen oft stärker und blühen anders oder gar nicht. Diese Wildtriebe müssen konsequent und so nah wie möglich an ihrem Ursprung am Stamm entfernt werden, da sie der aufveredelten Sorte Kraft rauben und sie auf Dauer verdrängen können.
Man erkennt Wildtriebe oft daran, dass sie anders aussehende Blätter haben und unterhalb einer deutlichen Verdickung am Stamm, der Veredelungsstelle, entspringen. Am besten reißt man diese Triebe mit einem kräftigen Ruck ab, solange sie noch jung und krautig sind. Dadurch werden auch die schlafenden Augen an der Basis entfernt, was einen Neuaustrieb an derselben Stelle unwahrscheinlicher macht als bei einem reinen Schnitt.
Nach jedem Schnitt, insbesondere nach dem kräftigen Rückschnitt nach der Blüte, profitiert die Zwergmandel von einer guten Nährstoff- und Wasserversorgung. Eine leichte Düngergabe, zum Beispiel mit einem organischen Flüssigdünger oder etwas Kompost, gibt der Pflanze die nötige Energie für den Neuaustrieb. Eine ausreichende Bewässerung bei Trockenheit stellt sicher, dass die neu gebildeten Triebe kräftig wachsen und sich optimal entwickeln können, um im nächsten Frühling die Grundlage für ein beeindruckendes Blütenmeer zu bilden.
📷 Le.Loup.Gris, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons