Schnitt und rückschnitt der borstigen dissodie

Schnittmaßnahmen bei der borstigen dissodie sind zwar nicht zwingend für ihr überleben, aber ein entscheidendes werkzeug in der hand des gärtners, um die ästhetik, die gesundheit und vor allem die blühfreudigkeit der pflanze maßgeblich zu beeinflussen. Von natur aus wächst sie zu einem ansehnlichen polster heran, doch durch gezielte eingriffe lässt sich ihr potenzial als unermüdlicher dauerblüher voll ausschöpfen. Die kunst des schneidens umfasst dabei verschiedene techniken, vom einfachen ausputzen verblühter teile bis hin zu einem kräftigen verjüngungsschnitt. Wer diese einfachen, aber wirkungsvollen methoden anwendet, kann die blütezeit verlängern, einen kompakten wuchs fördern und die pflanze vital und ansehnlich durch die gesamte saison begleiten. Das verständnis für den richtigen zeitpunkt und die richtige technik des schnittes ist der schlüssel zu einer besonders prachtvollen und gepflegten erscheinung.
Die wohl wichtigste und am häufigsten durchgeführte schnittmaßnahme ist das sogenannte „deadheading“, also das regelmäßige entfernen verblühter blüten. Sobald eine der kleinen, gänseblümchenartigen blüten zu welken beginnt, sollte sie mitsamt ihrem stiel entfernt werden. Dieser einfache eingriff verfolgt ein klares ziel: er verhindert, dass die pflanze ihre energie in die ausbildung von samen steckt. Indem man die samenbildung unterbindet, wird die pflanze dazu angeregt, ihre kraft stattdessen in die produktion neuer knospen und blüten zu investieren. Das ergebnis ist eine deutlich verlängerte und üppigere blüte, die oft ohne unterbrechung vom frühsommer bis in den herbst andauern kann.
Neben der förderung der blüte hat das ausputzen auch einen ästhetischen und hygienischen nutzen. Eine pflanze ohne unansehnliche, vertrocknete blütenstände sieht stets gepflegt und frisch aus. Zudem wird durch das entfernen von absterbendem material die gefahr von pilzkrankheiten wie grauschimmel (botrytis) reduziert, die sich gerne auf solchem gewebe ansiedeln. Für diese arbeit genügt es oft, die welken stiele mit den fingernägeln abzuknipsen. Bei einer größeren anzahl von pflanzen oder für einen sauberen schnitt ist eine kleine, scharfe gartenschere oder eine bonsaischere das ideale werkzeug.
Die regelmäßigkeit dieser pflegemaßnahme ist entscheidend für den erfolg. Idealerweise geht man alle paar tage durch seine beete oder an den balkonkästen entlang und entfernt alles verblühte. Dies mag nach viel arbeit klingen, ist aber bei einer überschaubaren anzahl von pflanzen in wenigen minuten erledigt. Die belohnung für diese kleine mühe ist ein wochenlanger, ungetrübter blütengenuss. Wer diese einfache pflege konsequent durchführt, wird einen deutlichen unterschied in der blütenfülle und -dauer im vergleich zu ungepflegten exemplaren feststellen können.
Der sommerschnitt zur verjüngung
Manchmal kann die borstige dissodie im laufe des hochsommers, besonders nach der ersten großen blühwelle oder nach einer periode extremer hitze und trockenheit, etwas unordentlich und kraftlos aussehen. Sie neigt dann dazu, von der mitte her zu verkahlen, auseinanderzufallen oder lange, blütenlose triebe zu bilden. In einem solchen fall kann ein gezielter rückschnitt, oft als „chelsea chop“ in anlehnung an den zeitpunkt der berühmten gartenschau bezeichnet, wunder wirken. Dieser verjüngungsschnitt gibt der pflanze einen impuls für einen zweiten, kräftigen austrieb.
Weitere Artikel zu diesem Thema
Für diesen schnitt, der typischerweise im juli oder anfang august durchgeführt wird, kürzt man alle triebe der pflanze mit einer heckenschere oder einer gartenschere um etwa ein drittel bis zur hälfte ein. Dieser eingriff mag zunächst radikal erscheinen, da man dabei auch noch vorhandene blüten und knospen entfernt. Die pflanze wird sich jedoch schnell erholen und innerhalb weniger wochen mit einem neuen, buschigen und kompakten austrieb reagieren, der bald darauf eine zweite, oft ebenso reiche blüte hervorbringt. Dieser schnitt sorgt dafür, dass die pflanze bis in den herbst hinein attraktiv bleibt.
Ein solcher sommerschnitt ist besonders bei pflanzen in kübeln und balkonkästen empfehlenswert, da diese oft schneller erschöpft sind als ihre kollegen im beet. Nach dem rückschnitt ist es ratsam, der pflanze eine leichte gabe eines flüssigen blühpflanzendüngers zu verabreichen, um den neuaustrieb zu unterstützen. Auch eine durchdringende bewässerung nach dem schnitt hilft der pflanze, sich schnell zu regenerieren. Der verjüngungsschnitt ist somit ein effektives werkzeug, um eine ermattete pflanze wiederzubeleben und die saison mit neuer kraft fortzusetzen.
Es ist jedoch wichtig, diesen schnitt nicht zu spät im jahr durchzuführen. Ein rückschnitt nach mitte august gibt der pflanze möglicherweise nicht mehr genügend zeit, um vor dem ende der saison neue blüten zu entwickeln. Der ideale zeitpunkt ist, wenn die erste hauptblüte deutlich nachlässt und die pflanze beginnt, unansehnlich zu werden. Mit ein wenig beobachtungsgabe lässt sich dieser moment gut abpassen, um der borstigen dissodie eine Frischzellenkur für den spätsommer und herbst zu verpassen.
Schnitt im herbst und für die überwinterung
Der schnitt im herbst hängt davon ab, wie du die borstige dissodie kultivierst. Wird sie als einjährige pflanze behandelt, was in unserem klima die regel ist, ist der herbstschnitt denkbar einfach. Nach dem ersten frost, der die pflanze ohnehin absterben lässt, wird der gesamte oberirdische teil bodennah abgeschnitten und kann kompostiert werden. Das beet wird so für den winter aufgeräumt und ist bereit für die neubepflanzung im nächsten frühjahr. Dies ist die unkomplizierteste und arbeitssparendste methode.
Weitere Artikel zu diesem Thema
Wenn du jedoch den versuch unternehmen möchtest, die pflanze zu überwintern, kommt dem schnitt vor dem einräumen ins winterquartier eine wichtige rolle zu. Bevor die pflanze ins haus geholt wird, sollte sie zurückgeschnitten werden. Kürze alle triebe um etwa die hälfte oder sogar zwei drittel ein. Dieser schnitt hat mehrere vorteile. Zum einen reduziert er die größe der pflanze, was platz im oft begrenzten winterquartier spart. Zum anderen verringert er die blattmasse und damit die oberfläche, über die die pflanze wasser verdunsten kann, was den pflegeaufwand im winter reduziert.
Ein weiterer wichtiger aspekt des schnittes vor der überwinterung ist die phytosanitäre funktion. Durch das einkürzen der triebe entfernt man eventuell vorhandene schädlingseier oder pilzsporen, die sich auf den blättern befinden könnten. Man reduziert somit das risiko, schädlinge und krankheiten mit ins haus zu schleppen. Entferne bei diesem schnitt auch alle schwachen, beschädigten oder kranken triebe vollständig. Übrig bleiben sollte ein kompaktes, gesundes grundgerüst der pflanze, das gut über den winter kommen kann.
Im frühjahr, wenn die überwinterte pflanze wieder anzeichen von neuem leben zeigt, erfolgt ein weiterer, wichtiger schnitt. Dies ist der sogenannte formschnitt oder verjüngungsschnitt, der den grundstein für den wuchs in der neuen saison legt. Schneide alle im winter eventuell entstandenen dünnen geiltriebe sowie alles abgestorbene holz bis ins gesunde gewebe zurück. Auch die gesunden, verholzten triebe aus dem vorjahr sollten noch einmal kräftig eingekürzt werden, um einen buschigen austrieb aus der basis anzuregen. Dieser frühjahrsschnitt ist entscheidend für eine kompakte und reich blühende pflanze in der zweiten saison.
📷Miwasatoshi, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons