Die überwinterung der türkenbundlilie

Die türkenbundlilie ist von natur aus eine äußerst robuste und winterharte pflanze, die an die rauen bedingungen in gebirgsregionen und lichten wäldern angepasst ist. In den meisten gärten mitteleuropas kommt sie daher ohne aufwändige schutzmaßnahmen gut durch die kalte jahreszeit. Dennoch gibt es einige aspekte und pflegemaßnahmen, die ihre widerstandsfähigkeit unterstützen und sicherstellen, dass die zwiebel unbeschadet in die nächste wachstumsperiode starten kann. Der schlüssel zu einer erfolgreichen überwinterung liegt weniger im schutz vor kälte, als vielmehr im schutz vor übermäßiger nässe und starken temperaturschwankungen. Eine korrekte vorbereitung im herbst legt den grundstein für eine prächtige blüte im kommenden sommer.
Die wichtigste voraussetzung für eine problemlose überwinterung wird bereits bei der pflanzung geschaffen: ein gut durchlässiger boden. Staunässe ist der größte feind der lilienzwiebel im winter. Wenn die zwiebel über längere zeit in gefrorenem, nassem boden steht, kann sie faulen und absterben. Daher muss sichergestellt sein, dass überschüssiges wasser, beispielsweise von schmelzendem schnee oder winterregen, jederzeit gut abfließen kann. Eine drainageschicht aus kies oder sand im pflanzloch ist hierfür eine entscheidende maßnahme.
Nachdem die pflanze im spätsommer oder herbst ihre oberirdischen teile vollständig eingezogen hat und stängel sowie blätter trocken und vergilbt sind, können diese bodennah abgeschnitten werden. Dieser zeitpunkt sollte nicht zu früh gewählt werden, damit die zwiebel genügend zeit hat, alle nährstoffe und reservestoffe aus dem laub einzulagern. Diese reserven sind essenziell für das überleben im winter und für den kräftigen austrieb im frühjahr. Das entfernte pflanzenmaterial sollte entsorgt werden, um die überwinterung von krankheitserregern oder schädlingseiern zu verhindern.
In sehr rauen lagen mit strengen barfrösten (frost ohne schützende schneedecke) oder für frisch gepflanzte zwiebeln ist ein leichter winterschutz dennoch ratsam. Eine schicht aus trockenem herbstlaub, tannenzweigen, reisig oder fichtenästen, die über dem pflanzbereich ausgebreitet wird, bietet eine hervorragende isolation. Diese schicht schützt den boden vor dem tiefen durchfrieren und mildert extreme temperaturschwankungen ab. Wichtig ist, dass dieses material luftdurchlässig ist, damit sich darunter keine fäulnis bilden kann.
Der richtige zeitpunkt für den winterschutz
Der winterschutz sollte nicht zu früh im herbst aufgebracht werden. Wartet man am besten die ersten leichten nachtfröste ab, bevor man die schutzschicht ausbringt. Ein zu frühes abdecken, wenn der boden noch warm ist, kann mäuse und andere nagetiere anlocken, die unter der abdeckung ein gemütliches winterquartier suchen und sich möglicherweise an den lilienzwiebeln gütlich tun. Zudem könnte ein zu früher schutz die zwiebel daran hindern, sich ausreichend an die sinkenden temperaturen zu akklimatisieren und vollständig in die winterruhe überzugehen.
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Die dicke der schutzschicht sollte an die klimatischen bedingungen der region angepasst sein. In milderen gegenden genügt oft schon eine dünne lage reisig, die hauptsächlich dazu dient, die laubschicht am wegwehen zu hindern. In kälteren, kontinental geprägten klimazonen kann die schicht aus laub und reisig durchaus 10 bis 15 zentimeter dick sein. Wichtig ist, dass keine schweren, nassen materialien wie kompost oder rindenmulch direkt auf die pflanzstelle aufgebracht werden, da diese die fäulnisgefahr erhöhen.
Die funktion des winterschutzes besteht nicht nur darin, vor tiefen temperaturen zu schützen, sondern auch darin, die zwiebel vor der wintersonne zu bewahren. An sonnigen wintertagen kann sich die bodenoberfläche stark erwärmen, was die zwiebel zu einem verfrühten austrieb anregen könnte. Die darauf folgenden frostigen nächte würden diese jungen, zarten triebe unweigerlich schädigen. Die isolierende schutzschicht sorgt für konstantere temperaturen im boden und verhindert solche unerwünschten wachstumsimpulse.
Im frühjahr ist der richtige zeitpunkt für die entfernung des winterschutzes ebenso wichtig. Sobald die tage merklich wärmer werden und keine langanhaltenden, strengen fröste mehr zu erwarten sind, sollte der schutz schrittweise entfernt werden. Dies ist meist ab ende februar oder anfang märz der fall. Entfernt man den schutz zu spät, kann dies den austrieb der lilie behindern und die darunter liegende erde bleibt zu lange kalt und feucht, was wiederum fäulnis fördern kann.
Überwinterung in töpfen und kübeln
Die überwinterung von türkenbundlilien in töpfen und kübeln erfordert etwas mehr aufmerksamkeit als bei im beet ausgepflanzten exemplaren. Der grund dafür ist, dass der wurzelballen im topf den schwankungen der außentemperatur viel stärker ausgesetzt ist. Er kann bei starkem frost vollständig durchfrieren, was die zwiebel und die wurzeln schädigen kann. Zudem besteht die gefahr der austrocknung durch kalten, trockenen winterwind. Ein guter schutz ist daher unerlässlich.
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Eine bewährte methode ist es, den topf oder kübel gut zu isolieren. Man kann ihn mit jute, vlies, luftpolsterfolie oder speziellen kokosmatten umwickeln, um den wurzelballen vor dem schnellen durchfrieren zu schützen. Zusätzlich sollte der topf auf eine isolierende unterlage, wie eine styroporplatte oder holzfüße, gestellt werden, um die kälte vom boden her abzublocken. Die oberfläche des substrats kann mit einer schicht laub oder reisig abgedeckt werden.
Der ideale standort für die überwinterung im topf ist ein kühler, aber geschützter ort. Eine schattige hauswand, ein platz unter einem vordach oder auf einem balkon, der vor starkem regen und wind geschützt ist, eignet sich gut. Die unterbringung in einem unbeheizten, aber frostfreien raum wie einer garage, einem keller oder einem gartenhaus ist ebenfalls eine sehr sichere option. Der raum sollte kühl sein, damit die lilie nicht vorzeitig austreibt.
Auch im winterquartier darf das substrat im topf nicht vollständig austrocknen. An frostfreien tagen sollte gelegentlich und sehr sparsam gegossen werden, gerade so viel, dass der wurzelballen nicht zur gänze durchtrocknet. Staunässe muss unbedingt vermieden werden, daher ist ein guter wasserabzug im topf entscheidend. Vor dem ersten frost sollte man überprüfen, ob das abzugsloch frei ist. Mit diesen maßnahmen übersteht die türkenbundlilie auch im kübel den winter unbeschadet.
Schutz vor winterlichen gefahren
Neben kälte und nässe gibt es weitere gefahren, die den lilienzwiebeln im winter zusetzen können. Wühlmäuse sind ganzjährig aktiv und können auch im winter erhebliche schäden anrichten, indem sie die zwiebeln fressen. Eine schützende laubdecke bietet ihnen leider ein ideales versteck. Der bereits erwähnte wühlmauskorb, in den die zwiebel gepflanzt wird, ist der einzig wirklich zuverlässige schutz. Die kontrolle auf wühlmausgänge im herbst und gegebenenfalls das aufstellen von fallen kann den druck ebenfalls reduzieren.
Starke winter- und frühjahrsstürme können den frisch aufgebrachten winterschutz wegwehen und den boden freilegen. Es ist daher ratsam, die schutzschicht zu befestigen, indem man tannenzweige oder reisig kreuzweise darüberlegt. Diese beschweren das laub und halten es an ort und stelle. Nach stürmischen tagen sollte man den winterschutz kontrollieren und bei bedarf wieder herrichten, um einen durchgehenden schutz zu gewährleisten.
Eine oft unterschätzte gefahr ist die sogenannte frosttrocknis. An sonnigen, frostigen tagen, besonders gegen ende des winters, kann die sonne die oberirdischen teile der pflanze (falls schon vorhanden) oder den boden erwärmen. Dies regt die verdunstung an, aber die pflanze kann aus dem gefrorenen boden kein wasser nachziehen. Dies kann zum vertrocknen der zwiebel führen. Eine schattierung durch reisig oder ein vlies kann hier abhilfe schaffen und den boden vor zu starker erwärmung schützen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der winterschutz für die türkenbundlilie mehr eine präventive absicherung als eine zwingende notwendigkeit ist. Ein gut drainierter standort ist die grundlage. Ein leichter, luftiger winterschutz aus organischen materialien schützt vor den extremen des winters und sorgt für ausgeglichene bedingungen. So vorbereitet, wird die zwiebel die ruhephase gut überstehen und im frühling mit neuer kraft austreiben.