Die Überwinterung der Rucola
Rucola ist eine erstaunlich robuste Pflanze, die mit dem richtigen Schutz auch die kalte Jahreszeit überstehen und sogar im Winter für eine frische Ernte sorgen kann. Insbesondere die mehrjährige „Wilde Rauke“ (Diplotaxis tenuifolia) zeichnet sich durch eine gute Winterhärte aus und kann bei milden Bedingungen im Freiland überdauern. Aber auch die einjährige Salatrauke (Eruca sativa) kann mit gezielten Maßnahmen geschützt werden, um die Ernteperiode bis weit in den Winter hinein zu verlängern oder eine sehr frühe Ernte im nächsten Frühjahr zu ermöglichen. Die erfolgreiche Überwinterung hängt von der Wahl der richtigen Sorte, dem Zeitpunkt der Aussaat und den angewendeten Schutzmaßnahmen ab. Ein Verständnis dieser Faktoren ermöglicht es Gärtnern, den Genuss von frischem Rucola fast das ganze Jahr über zu sichern.
Die Fähigkeit von Rucola zu überwintern, hängt stark von der angebauten Sorte ab. Die Wilde Rauke ist von Natur aus mehrjährig und frosttoleranter als die einjährige Salatrauke. Sie bildet eine tiefreichende Pfahlwurzel, die es ihr ermöglicht, auch bei kälteren Temperaturen zu überleben und im Frühjahr wieder kräftig auszutreiben. Die Salatrauke hingegen ist einjährig, aber ihre Samen sind sehr kälteresistent. Oft überleben spät im Herbst gebildete Samen den Winter im Boden und keimen dann bei den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling von selbst, was zu einer sehr frühen Ernte führt.
Für eine gezielte Überwinterung von Pflanzen der Salatrauke ist eine späte Aussaat im August oder September ideal. Diese Pflanzen entwickeln bis zum Einbruch des Winters eine kräftige Blattrosette, kommen aber nicht mehr zur Blüte. Mit Einsetzen der ersten leichten Fröste stellen sie ihr Wachstum weitgehend ein und gehen in eine Art Winterruhe. Leichte Fröste bis etwa -5 °C werden von den ausgewachsenen Pflanzen oft ohne zusätzlichen Schutz toleriert. Die Kälte kann sogar den Geschmack intensivieren und die Blätter zarter machen.
Um die Pflanzen vor stärkeren Frösten und eisigen Winden zu schützen, sind Abdeckungen unerlässlich. Eine dicke Schicht Mulch aus Laub oder Stroh, die um die Pflanzen herum ausgebracht wird, schützt die Wurzeln vor dem Durchfrieren. Zusätzlich sollten die Pflanzen selbst mit einem doppelten Vlies, einem Folientunnel oder einem Frühbeetkasten abgedeckt werden. Diese Abdeckungen schaffen ein Mikroklima, das die Temperaturen um einige Grade über der Umgebungstemperatur hält und die Pflanzen vor den härtesten Witterungsbedingungen schützt.
Während des Winters ist die Pflege auf ein Minimum reduziert. Die Pflanzen benötigen nur sehr wenig Wasser, da ihr Wachstum fast zum Stillstand kommt. Es ist lediglich darauf zu achten, dass der Boden nicht vollständig austrocknet, insbesondere an frostfreien, sonnigen Tagen. An solchen Tagen sollte auch die Abdeckung kurzzeitig gelüftet werden, um Kondenswasser entweichen zu lassen und Pilzbefall vorzubeugen. Mit diesem Schutz kann an milden Wintertagen sogar frischer Rucola geerntet werden, was ein besonderes gärtnerisches Vergnügen darstellt.
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Auswahl der richtigen Sorten
Die Auswahl der richtigen Sorte ist der erste und wichtigste Schritt für eine erfolgreiche Überwinterung von Rucola. Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen der einjährigen Salatrauke (Eruca sativa) und der mehrjährigen, winterharten Wilden Rauke (Diplotaxis tenuifolia). Wer eine mehrjährige Kultur anstrebt, die über mehrere Winter im Beet verbleiben kann, sollte sich unbedingt für die Wilde Rauke entscheiden. Diese entwickelt eine kräftige Pfahlwurzel, zieht im Winter ihre oberirdischen Teile bei starkem Frost teilweise ein und treibt im Frühjahr aus dem Wurzelstock zuverlässig wieder aus.
Die Wilde Rauke ist generell robuster und frosttoleranter. Sie übersteht in vielen Regionen auch strengere Winter mit Temperaturen bis zu -15 °C, insbesondere wenn sie durch eine Schneedecke oder eine leichte Mulchschicht geschützt ist. Ihr Geschmack ist intensiver und schärfer als der der Salatrauke. Die Blätter sind oft kleiner und stärker gezahnt. Innerhalb der Wilden Rauke gibt es verschiedene Züchtungen, die sich in Geschmack und Wuchsform leicht unterscheiden können, aber alle die grundlegende Winterhärte aufweisen.
Die Salatrauke ist zwar botanisch gesehen einjährig, kann aber unter bestimmten Bedingungen ebenfalls überwintert werden, um eine frühe Frühjahrsernte zu erzielen. Späte Aussaaten im Herbst entwickeln kräftige Blattrosetten, die leichte bis mittlere Fröste gut überstehen. Sorten, die als besonders schossfest oder kältetolerant gelten, sind hierfür am besten geeignet. Diese Pflanzen werden den Winter überleben und im zeitigen Frühjahr, sobald die Temperaturen steigen, ihr Wachstum fortsetzen und eine sehr frühe Ernte ermöglichen, bevor sie dann in Blüte gehen.
Eine weitere interessante Möglichkeit ist die „Selbstaussaat“. Lässt man einige Pflanzen der Salatrauke im Spätsommer oder Herbst blühen und Samen bilden, fallen diese zu Boden und überwintern dort. Diese Samen sind sehr frosthart und keimen im nächsten Frühjahr bei den ersten Anzeichen von wärmerem Wetter. Dies führt oft zu den frühesten Rucola-Pflanzen im Garten, noch bevor man an die erste Aussaat des neuen Jahres denkt. Diese Methode erfordert keinen Aufwand und sorgt für eine natürliche und robuste Verjüngung des Bestandes.
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Schutzmaßnahmen gegen Frost
Um Rucola erfolgreich durch den Winter zu bringen, sind effektive Schutzmaßnahmen gegen Frost und kalte Winde unerlässlich, insbesondere bei der weniger winterharten Salatrauke. Die einfachste und eine sehr wirksame Methode ist die Abdeckung des Beetes mit einem Vlies. Gartenvlies ist licht-, luft- und wasserdurchlässig, schützt die Pflanzen aber vor den direkten Auswirkungen von Frost und reduziert die Windbelastung. Bei erwarteten stärkeren Frösten kann das Vlies auch doppelt gelegt werden, um die Isolationswirkung zu erhöhen. Es sollte locker über die Pflanzen gelegt und an den Rändern gut befestigt werden, damit es nicht vom Wind weggeweht wird.
Eine weitere sehr gute Schutzmöglichkeit ist der Anbau im Frühbeetkasten oder unter einem Folientunnel. Diese Konstruktionen schaffen ein geschütztes Mikroklima, das die Temperaturen im Inneren um mehrere Grad über der Außentemperatur halten kann. An sonnigen Wintertagen kann es unter der Abdeckung sogar richtig warm werden, was das Wachstum leicht anregen kann. Wichtig ist hierbei, an frostfreien Tagen regelmäßig zu lüften, um einen Hitzestau und die Bildung von Kondenswasser zu vermeiden, was wiederum Pilzkrankheiten fördern könnte.
Das Mulchen des Bodens um die Pflanzen herum bietet einen zusätzlichen Schutz für den Wurzelbereich. Eine dicke Schicht aus trockenem Herbstlaub, Stroh oder Reisig isoliert den Boden und verhindert, dass er zu tief durchfriert. Dies ist besonders wichtig für die mehrjährige Wilde Rauke, da der Schutz des Wurzelstocks entscheidend für ihr Überleben und den Neuaustrieb im Frühjahr ist. Die Mulchschicht sollte etwa 10 bis 15 Zentimeter dick sein und erst ausgebracht werden, wenn die Temperaturen dauerhaft in den Frostbereich sinken. Im Frühjahr muss sie dann rechtzeitig wieder entfernt werden, damit sich der Boden erwärmen kann.
Auch eine natürliche Schneedecke ist ein ausgezeichneter Winterschutz. Schnee isoliert hervorragend und schützt die Pflanzen vor den tiefsten Temperaturen und austrocknenden Winden. Fällt Schnee, bevor extremer Frost einsetzt, benötigen die Pflanzen oft keinen weiteren Schutz. In Regionen mit unzuverlässigen Schneelagen oder bei Kahlfrösten, also tiefen Temperaturen ohne Schneedecke, sind die oben genannten künstlichen Schutzmaßnahmen jedoch unerlässlich, um die Rucola-Pflanzen sicher durch den Winter zu bringen.
Ernte im Winter
Die Möglichkeit, auch im Winter frische, würzige Blätter aus dem eigenen Garten zu ernten, ist einer der Hauptgründe für die Überwinterung von Rucola. Unter dem Schutz eines Vlieses, Folientunnels oder Frühbeetkastens kann die Ernte an frostfreien Tagen fortgesetzt werden. Das Wachstum der Pflanzen ist im Winter zwar stark verlangsamt oder kommt bei tiefen Temperaturen ganz zum Stillstand, aber die vorhandenen Blätter bleiben lange frisch und genießbar. Die Kälte kann den Geschmack sogar positiv beeinflussen, indem sie die Blätter zarter macht und das Aroma intensiviert.
Geerntet werden sollte immer an milden, frostfreien Tagen, vorzugsweise um die Mittagszeit, wenn die Temperaturen am höchsten sind. Es ist wichtig, niemals gefrorene Blätter zu pflücken, da diese nach dem Auftauen matschig werden und verderben. Man sollte warten, bis die Pflanzen vollständig aufgetaut sind. Bei der Ernte werden, wie auch in der Hauptsaison, nur die äußeren, größeren Blätter einzeln abgepflückt. So bleibt das Herz der Pflanze geschont und kann bei wärmeren Perioden neue, kleine Blätter nachschieben.
Der Ertrag im Winter ist naturgemäß geringer als in der Hauptvegetationsperiode. Man sollte daher nur kleine Mengen für den sofortigen Verbrauch ernten. Jede Ernte bedeutet eine kleine Schwächung für die Pflanze, die sie bei den winterlichen Bedingungen nur langsam kompensieren kann. Ein zu radikaler Rückschnitt sollte daher vermieden werden. Es ist besser, von mehreren Pflanzen jeweils nur wenige Blätter zu nehmen, als eine einzelne Pflanze komplett abzuernten.
Die Winterernte stellt besondere Anforderungen an die Planung. Wer gezielt im Winter ernten möchte, sollte im Spätsommer eine ausreichend große Fläche mit winterharten Rucola-Sorten ansäen, um eine kontinuierliche, wenn auch kleine, Ernte sicherzustellen. Der Anbau in einem kalten Gewächshaus oder einem Hochbeet mit Frühbeetaufsatz ist ideal, da die Pflanzen hier noch besser geschützt sind und die Bedingungen für eine Winterernte optimiert werden. So wird der Traum vom ganzjährigen Salatgenuss aus dem eigenen Garten zur Realität.
Pflege im Frühjahr nach der Überwinterung
Nachdem der Rucola den Winter überstanden hat, ist die richtige Pflege im Frühjahr entscheidend, um die Pflanzen zu einem kräftigen Neuaustrieb anzuregen und eine reiche Frühjahrsernte zu sichern. Sobald die Gefahr von strengen Frösten vorüber ist und die Bodentemperatur langsam ansteigt, ist es an der Zeit, den Winterschutz zu entfernen. Die Vliese, Folien und die dicke Mulchschicht sollten an einem bedeckten Tag abgenommen werden, um die Pflanzen nicht einem plötzlichen Schock durch intensive Frühlingssonne auszusetzen.
Der nächste Schritt ist eine vorsichtige Säuberung des Beetes. Abgestorbene oder beschädigte Blätter, die den Winter nicht gut überstanden haben, sollten entfernt werden, um Fäulnis zu verhindern und Platz für neues Wachstum zu schaffen. Gleichzeitig kann der Boden um die Pflanzen herum vorsichtig gelockert werden, um die Belüftung der Wurzeln zu verbessern. Dabei muss man sehr behutsam vorgehen, um das Wurzelsystem der etablierten Pflanzen nicht zu verletzen. Das Entfernen von Unkraut, das eventuell unter dem Winterschutz gekeimt hat, ist ebenfalls wichtig.
Mit den steigenden Temperaturen und der zunehmenden Tageslänge beginnen die überwinterten Rucola-Pflanzen wieder aktiv zu wachsen. Dies ist der richtige Zeitpunkt für eine erste leichte Düngergabe, um den Neuaustrieb zu unterstützen. Eine kleine Menge reifer Kompost, der flach um die Pflanzen herum eingearbeitet wird, oder eine Gabe eines organischen Flüssigdüngers wie Brennnesseljauche regt die Bildung neuer, zarter Blätter an. Eine übermäßige Düngung sollte jedoch vermieden werden.
Die überwinterten Pflanzen haben einen erheblichen Wachstumsvorsprung vor den neu ausgesäten. Die Ernte kann daher schon sehr früh im Jahr beginnen. Man sollte jedoch bedenken, dass diese Pflanzen dazu neigen, bei den ersten wärmeren Perioden relativ schnell in die Blüte zu schießen, da sie ihren natürlichen Lebenszyklus fortsetzen. Um die Ernteperiode so lange wie möglich auszudehnen, ist es ratsam, parallel zur Ernte der überwinterten Pflanzen bereits mit der ersten Neuaussaat für die Sommerernte zu beginnen.
📷 Flickr / Szerző: Maja Dumat / Licence: CC BY 2.0
