Der lichtbedarf der edelpelargonie

Licht ist für die Edelpelargonie nicht nur ein Wachstumsfaktor, sondern der entscheidende Impulsgeber für ihre spektakuläre Blütenpracht. Als eine der anspruchsvolleren Vertreterinnen ihrer Gattung stellt sie sehr spezifische Anforderungen an die Intensität und Dauer der Beleuchtung. Ein unzureichendes Lichtangebot ist der häufigste Grund für eine enttäuschende oder gänzlich ausbleibende Blüte, selbst wenn alle anderen Pflegeaspekte wie Wasser- und Nährstoffversorgung optimal sind. Das genaue Verständnis des Lichtbedarfs und die Fähigkeit, die subtilen Signale der Pflanze bei Lichtmangel oder -überschuss zu deuten, sind daher essenziell für jeden, der diese Pflanze in ihrer vollen Schönheit erleben möchte. Die richtige Balance zu finden, ist die Kunst, die eine gesunde, kompakt wachsende Pflanze von einer vergeilten, blühfaulen Pflanze unterscheidet.
Die Edelpelargonie ist eine Lichthungrige Pflanze, die für ein kräftiges Wachstum und die Bildung zahlreicher Blütenknospen eine hohe Lichtintensität benötigt. Im Gegensatz zu vielen Zimmerpflanzen, die mit schattigeren Plätzen auskommen, verkümmert sie an einem dunklen Standort. Sie benötigt täglich mehrere Stunden helles, aber idealerweise indirektes Sonnenlicht. Die direkte, sengende Mittagssonne, besonders hinter einer Fensterscheibe, kann jedoch zu intensiv sein und zu Verbrennungen an den Blättern und den empfindlichen Blüten führen. Ein Standort, der die Helligkeit des Südens mit dem Schutz vor der größten Hitze verbindet, ist daher optimal.
Die Auswirkungen von unzureichendem Licht sind schnell und deutlich sichtbar. Die Pflanze beginnt, sich in Richtung der Lichtquelle zu strecken, ein Phänomen, das als Phototropismus bekannt ist. Dabei werden die Abstände zwischen den einzelnen Blättern (Internodien) unnatürlich lang, was zu einem schwachen, spillerigen Wuchs führt. Die Blätter bleiben oft kleiner und haben eine hellere grüne Farbe als bei gut belichteten Exemplaren. Das offensichtlichste Symptom ist jedoch das Ausbleiben der Blüte, da die Pflanze nicht genügend Energie durch Photosynthese produzieren kann, um Blütenknospen anzusetzen.
Um den Lichtbedarf optimal zu decken, ist die Wahl des Standorts entscheidend. In Innenräumen ist ein Platz direkt an einem Ost- oder Westfenster ideal. Hier erhält die Pflanze die intensive Morgen- oder Abendsonne, ist aber vor der heißen Mittagssonne geschützt. An einem Südfenster sollte für eine leichte Schattierung durch eine Gardine oder Jalousie während der Mittagsstunden gesorgt werden. Im Freien auf Balkon oder Terrasse ist ein heller, aber vor starkem Regen und praller Mittagssonne geschützter Platz, beispielsweise unter einem Vordach oder an einer nach Osten oder Westen ausgerichteten Hauswand, perfekt.
Die bedeutung von licht für das wachstum
Licht ist die grundlegende Energiequelle für Pflanzen und der Motor für den Prozess der Photosynthese. Bei diesem lebenswichtigen Vorgang wandelt die Pflanze mithilfe des Chlorophylls in ihren Blättern Lichtenergie, Wasser und Kohlendioxid in Glukose (Zucker) um, den sie als Nahrung für ihr Wachstum benötigt. Eine hohe Lichtintensität ermöglicht eine hohe Photosyntheserate, was zu einem kräftigen, gesunden Wachstum und der Produktion von ausreichend Energie für die aufwendige Blütenbildung führt. Ohne genügend Licht „verhungert“ die Pflanze quasi, auch wenn sie ausreichend Wasser und Nährstoffe erhält.
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Die Lichtqualität, also die Zusammensetzung der verschiedenen Wellenlängen des Lichts, spielt ebenfalls eine Rolle. Pflanzen nutzen vor allem das blaue und das rote Spektrum des Lichts. Blaues Licht ist besonders wichtig für ein kompaktes, buschiges Blattwachstum, während rotes Licht die Blühinduktion und das Streckungswachstum beeinflusst. Das natürliche Sonnenlicht enthält das gesamte Spektrum in idealer Weise. Bei der Verwendung von künstlicher Beleuchtung, etwa zur Überwinterung, ist es daher wichtig, spezielle Pflanzenlampen zu verwenden, die ein für Pflanzen optimiertes Lichtspektrum abgeben.
Die Dauer der Lichteinwirkung, die sogenannte Photoperiode, ist ein weiterer entscheidender Faktor. Edelpelargonien sind Langtagpflanzen, was bedeutet, dass sie zur Einleitung der Blüte eine bestimmte Anzahl von Lichtstunden pro Tag benötigen. Während der Hauptwachstumszeit im Frühling und Sommer, wenn die Tage von Natur aus lang sind, wird dieser Bedarf gedeckt. Dies erklärt auch, warum die Pflanzen nach der kurzen Tageslänge des Winters im Frühjahr, wenn die Tage wieder länger werden, mit der Blütenbildung beginnen.
Ein optimales Lichtangebot fördert nicht nur die Blütenbildung, sondern auch die allgemeine Widerstandsfähigkeit der Pflanze. Eine gut belichtete Pflanze entwickelt ein starkes, festes Zellgewebe, das weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge ist. Im Gegensatz dazu führt Lichtmangel zu weichen, etiolieren Trieben, die ein leichtes Ziel für saugende Insekten wie Blattläuse darstellen. Eine gute Belichtung ist somit ein integraler Bestandteil der präventiven Pflanzenpflege.
Optimale lichtverhältnisse
Die Schaffung optimaler Lichtverhältnisse bedeutet, den idealen Kompromiss zwischen maximaler Helligkeit und dem Schutz vor Verbrennung zu finden. Im Freien ist ein Standort ideal, der morgens und am späten Nachmittag volle Sonne bietet, aber während der intensivsten Strahlung zwischen 12 und 15 Uhr leicht beschattet ist. Dies kann durch die Nähe zu größeren Pflanzen, einem Sonnenschirm oder der strategischen Platzierung an der Ost- oder Westseite des Hauses erreicht werden. Ein solcher Standort ahmt die natürlichen Bedingungen nach, an denen viele Pflanzen gedeihen.
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In der Wohnung ist es wichtig, die Pflanze so nah wie möglich am Fenster zu platzieren. Bereits ein Meter Entfernung vom Fenster reduziert die Lichtintensität dramatisch. Regelmäßiges Drehen der Pflanze, etwa alle paar Tage um eine Vierteldrehung, sorgt für ein gleichmäßiges Wachstum von allen Seiten und verhindert, dass sie sich einseitig zum Licht neigt. Staub auf den Blättern kann die Lichtaufnahme ebenfalls reduzieren, daher sollten die Blätter gelegentlich mit einem feuchten Tuch vorsichtig gereinigt werden.
Während der dunklen Wintermonate ist es besonders herausfordernd, den hohen Lichtbedarf der Edelpelargonie zu decken, selbst an einem Südfenster. Hier kann der Einsatz von Pflanzenlampen einen entscheidenden Unterschied machen. Moderne LED-Pflanzenlampen sind energieeffizient und geben wenig Wärme ab, sodass sie relativ nah an der Pflanze positioniert werden können. Eine zusätzliche Beleuchtung von vier bis sechs Stunden pro Tag kann helfen, die Pflanze kompakt und gesund zu halten und sie optimal auf die Blühsaison vorzubereiten.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass der Lichtbedarf mit der Temperatur korreliert. An einem kühlen Überwinterungsstandort mit 5 bis 10 Grad Celsius ist der Stoffwechsel der Pflanze stark reduziert, und sie kommt mit weniger Licht aus als in einem warmen Wohnzimmer. Wenn eine Edelpelargonie im Winter warm steht, muss sie zwingend auch sehr hell stehen, andernfalls wird sie unweigerlich vergeilen. Die Kombination aus Wärme und Lichtmangel ist für die Pflanze besonders schädlich.
Anzeichen für lichtmangel und lichtüberschuss
Die Pflanze kommuniziert ihre Bedürfnisse deutlich, und es ist wichtig, die Zeichen richtig zu deuten. Das klassische Anzeichen für Lichtmangel ist das Vergeilen, auch als Etiolieren bekannt. Die Pflanze bildet lange, dünne und schwache Triebe mit vergrößerten Abständen zwischen den Blättern. Sie streckt sich verzweifelt der nächsten Lichtquelle entgegen, was zu einem unansehnlichen, instabilen Wuchs führt. Die Blätter bleiben oft klein, sind von einem blassen Hellgrün und die Pflanze wirkt insgesamt kraftlos.
Ein weiteres untrügliches Zeichen für zu wenig Licht ist das Ausbleiben der Blüte. Eine Edelpelargonie, die trotz guter Pflege keine oder nur sehr wenige Blütenknospen ansetzt, leidet mit hoher Wahrscheinlichkeit unter Lichtmangel. Die Pflanze hat schlicht nicht genug Energie, um den aufwendigen Prozess der Blütenbildung zu durchlaufen. Oftmals wirft sie sogar bereits angesetzte kleine Knospen wieder ab, um ihre begrenzten Ressourcen für das Überleben zu konservieren.
Im Gegensatz dazu gibt es auch Anzeichen für einen Lichtüberschuss, also zu intensive Sonneneinstrahlung. Das deutlichste Symptom ist Sonnenbrand auf den Blättern. Dieser zeigt sich in Form von ausgebleichten, weißlichen oder bräunlichen, papierartigen Flecken. Diese geschädigten Stellen können sich nicht mehr erholen. Besonders gefährdet sind Pflanzen, die aus einem dunkleren Standort plötzlich in die pralle Sonne gestellt werden, ohne schrittweise daran gewöhnt worden zu sein.
Ein weiteres Zeichen für zu viel direktes Sonnenlicht kann eine rötliche Verfärbung der Blätter sein. Dies ist eine Schutzreaktion der Pflanze, bei der sie vermehrt rote Pigmente (Anthocyane) bildet, um sich vor der intensiven UV-Strahlung zu schützen. Während eine leichte rötliche Färbung bei manchen Sorten normal sein kann, deutet eine starke, flächige Rotfärbung in Verbindung mit einem gedrungenen Wuchs oft auf Stress durch zu viel Licht hin. Die Blüten können bei zu starker Sonne zudem schneller verblassen und abfallen.
📷Velq1958, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons