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Die überwinterung der klivie

Die korrekte Überwinterung ist der entscheidende, oft unterschätzte Schlüssel zum Erfolg bei der Kultivierung der Klivie. Es ist genau diese Phase der Ruhe, die den Grundstein für die spektakuläre Blütenpracht im kommenden Frühjahr legt. Viele Pflanzenliebhaber sind enttäuscht, wenn ihre prächtig gewachsene Klivie einfach nicht blühen will, und die Ursache liegt fast immer in einer unsachgemäßen Behandlung während der Wintermonate. Die Simulation der natürlichen, kühleren und trockeneren Jahreszeit ihrer südafrikanischen Heimat ist keine bloße Empfehlung, sondern eine zwingende Notwendigkeit, um den Blühimpuls auszulösen. Ein tiefes Verständnis für die Prozesse, die während dieser Dormanzphase in der Pflanze ablaufen, ist daher unerlässlich für jeden, der das volle Potenzial seiner Klivie ausschöpfen möchte.

Die Überwinterung der Klivie ist mehr als nur eine passive Lagerung; es ist eine aktive Managementphase, die eine deutliche Umstellung der Pflegeroutine erfordert. Während die Pflanze im Sommer Wärme, regelmäßige Wassergaben und Nährstoffe benötigt, um zu wachsen, verlangt sie im Winter nach dem genauen Gegenteil: Kühle, Trockenheit und einen Stopp der Düngung. Dieser gezielt herbeigeführte „Stress“ signalisiert der Pflanze, dass es Zeit ist, ihre Energie von der Blattproduktion auf die Vorbereitung der Blütenknospen umzulenken.

Die Herausforderung für den Zimmergärtner besteht darin, die richtigen Bedingungen für diese Ruhephase zu schaffen, die sich von den üblichen warmen und beheizten Wohnräumen deutlich unterscheiden. Die Suche nach einem geeigneten kühlen, aber hellen Standort ist oft der erste Schritt. Gleichzeitig muss das Gießverhalten radikal angepasst werden, was ein gewisses Maß an Disziplin und Vertrauen in den Prozess erfordert, da die Pflanze über Wochen hinweg bewusst trocken gehalten wird.

Letztendlich ist die erfolgreiche Überwinterung eine Belohnung für die Geduld und das Wissen des Gärtners. Sie ist der Moment, in dem aus einer einfachen Grünpflanze eine blühende Schönheit wird. Die folgenden Kapitel werden detailliert die idealen Bedingungen, den richtigen Zeitpunkt und die genauen Pflegemaßnahmen während dieser kritischen Phase beschreiben, um sicherzustellen, dass deine Klivie im nächsten Jahr in voller Blüte erstrahlt.

Der zweck der winterruhe

Die Winterruhe ist für die Klivie keine optionale Pause, sondern ein fundamentaler Bestandteil ihres jährlichen Lebenszyklus. In ihrer Heimat, den Waldgebieten Südafrikas, sind die Winter kühler und trockener, was das Wachstum der Pflanze verlangsamt. Die Klivie hat sich über evolutionäre Zeiträume an diesen Rhythmus angepasst und die Blüteninduktion an diese spezifischen Umweltreize gekoppelt. Ohne diese Kälte- und Trockenperiode fehlt der Pflanze der entscheidende Auslöser, um Blütenknospen zu bilden.

Während der Ruhephase, auch Dormanz genannt, stellt die Pflanze ihr vegetatives Wachstum, also die Produktion neuer Blätter, weitgehend ein. Stattdessen verlagert sie ihre internen Prozesse. Unter dem Einfluss der kühlen Temperaturen werden in den Zellen der Pflanze bestimmte blühfördernde Hormone (Florigene) gebildet und angereichert. Diese biochemischen Veränderungen sind für das menschliche Auge unsichtbar, aber sie sind die Voraussetzung für die spätere Entwicklung des Blütenschafts.

Die Reduzierung der Wasser- und Nährstoffzufuhr unterstützt diesen Prozess. Sie signalisiert der Pflanze zusätzlich, dass eine ungünstige Periode bevorsteht und sie ihre Ressourcen auf die Fortpflanzung, also die Blüten- und Samenbildung, konzentrieren muss, anstatt auf das Wachstum. Eine durchgehende Versorgung mit Wärme, Wasser und Dünger würde die Pflanze hingegen in einem permanenten Wachstumsmodus halten, was die Blüte effektiv unterdrückt.

Die Einhaltung dieser Ruhephase ist somit die direkte Kommunikation mit der Pflanze in der Sprache, die sie versteht. Wir simulieren die Bedingungen, die in ihrer genetischen Programmierung als Signal für den Beginn der Blühvorbereitung verankert sind. Das Ergebnis ist eine zuverlässige und üppige Blüte, die die Pflanze im Anschluss an diese Ruhepause hervorbringt.

Der ideale standort und die richtige temperatur

Die Wahl des richtigen Standorts ist für eine erfolgreiche Überwinterung von entscheidender Bedeutung. Der Ort muss zwei wesentliche Kriterien erfüllen: Er muss kühl und gleichzeitig hell sein. Eine Temperatur zwischen 8 und 12 Grad Celsius ist ideal. Temperaturen unter 5 Grad Celsius sollten vermieden werden, da die Pflanze nicht frosthart ist. Dauerhaft höhere Temperaturen, insbesondere über 15 Grad Celsius, verhindern die für die Blüteninduktion notwendigen physiologischen Prozesse.

Geeignete Standorte sind oft unbeheizte, aber helle Räume wie kühle Schlafzimmer, Treppenhäuser, Wintergärten oder frostfreie Garagen mit einem Fenster. Ein Nordfenster in einem wenig genutzten Raum kann ebenfalls perfekt sein. Wichtig ist, dass die Pflanze weiterhin ausreichend Licht bekommt, da sie auch während der Ruhephase Photosynthese betreibt, wenn auch in reduziertem Maße. Ein zu dunkler Standort würde die Pflanze schwächen und könnte zu Blattverlust führen.

Die Pflanze sollte vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden, die auch im Winter durch ein Südfenster intensiv sein und die Blätter erwärmen kann, was den Kühleffekt zunichtemacht. Ebenso wichtig ist es, den Standort von Heizkörpern und anderen Wärmequellen fernzuhalten. Die konstante, kühle Temperatur ist der wichtigste Faktor, der während der gesamten Ruheperiode aufrechterhalten werden muss.

Die Dauer der Kälteperiode sollte mindestens acht bis zehn Wochen betragen. Eine kürzere Periode reicht möglicherweise nicht aus, um den Blühimpuls vollständig auszulösen. Es ist daher ratsam, die Pflanze rechtzeitig im Herbst, etwa ab Oktober oder November, an ihren kühlen Überwinterungsplatz zu bringen und sie dort bis Januar oder Februar zu belassen.

Angepasste bewässerung und düngung

Parallel zur Temperatursenkung müssen die Wasser- und Düngergaben radikal angepasst werden. Die Düngung wird bereits ab Ende August oder Anfang September vollständig eingestellt. Dies gibt der Pflanze Zeit, das Wachstum neuer Blätter zu verlangsamen und sich auf die bevorstehende Ruhephase vorzubereiten. Eine Düngung während der Überwinterung würde die Pflanze unnötig stimulieren und die Ruhe stören.

Die Bewässerung wird während der Überwinterung auf ein absolutes Minimum reduziert. Die Klivie wird nur noch so viel gegossen, dass der Wurzelballen nicht komplett austrocknet und die fleischigen Wurzeln nicht schrumpfen. Dies bedeutet in der Praxis, dass je nach Topfgröße und Umgebungsbedingungen oft nur alle vier bis sechs Wochen eine kleine Menge Wasser gegeben wird. Das Substrat sollte sich über lange Perioden trocken anfühlen.

Ein häufiger Fehler ist die Sorge, die Pflanze könnte vertrocknen, was zu gut gemeintem, aber schädlichem Übergießen führt. Die Klivie ist durch ihre dicken Wurzeln gut an Trockenperioden angepasst und übersteht diese Phase problemlos. Zu viel Feuchtigkeit bei kühlen Temperaturen ist die Hauptursache für Wurzelfäule, von der sich die Pflanze nur schwer erholt. Weniger ist während der Überwinterung definitiv mehr.

Erst wenn die Ruhephase beendet ist und der neue Blütenschaft zwischen den Blättern erscheint, wird die Bewässerung langsam und schrittweise wieder aufgenommen. Dies signalisiert der Pflanze, dass die Wachstumsperiode beginnt und sie nun wieder mehr Wasser für die Entwicklung der Blüten benötigt. Auch die Düngung kann zu diesem Zeitpunkt langsam wieder einsetzen.

Dauer und ende der ruhephase

Die Ruhephase beginnt typischerweise im Herbst, etwa im Oktober, und sollte bis in den Januar oder Februar andauern. Eine Gesamtdauer von etwa zwei bis drei Monaten ist in der Regel ausreichend, um eine reiche Blüte zu gewährleisten. Der genaue Zeitpunkt kann je nach den individuellen Gegebenheiten und dem Rhythmus der Pflanze leicht variieren. Es ist wichtig, die Pflanze während dieser Zeit in Ruhe zu lassen und sie nicht durch häufiges Umstellen oder Pflegemaßnahmen zu stören.

Das Ende der Ruhephase wird von der Pflanze selbst angezeigt. Das untrügliche Zeichen ist das Erscheinen der Spitze des neuen Blütenschafts, der sich aus der Mitte der Blattrosette schiebt. Ab diesem Moment kann man davon ausgehen, dass die Blüteninduktion erfolgreich war. Nun ist es an der Zeit, die Pflegemaßnahmen langsam wieder an die bevorstehende Wachstums- und Blütezeit anzupassen.

Sobald der Blütenschaft eine Höhe von etwa 10 bis 15 Zentimetern erreicht hat, kann die Klivie an ihren wärmeren, hellen Stammplatz zurückkehren. Ein zu frühes Umstellen an einen warmen Ort kann dazu führen, dass der Stiel nicht ausreichend wächst und die Blüten im Blattschopf stecken bleiben. Die Temperatur sollte allmählich erhöht werden, um der Pflanze eine sanfte Umgewöhnung zu ermöglichen.

Mit dem Umzug an den wärmeren Standort werden auch die Wassergaben wieder regelmäßig, aber langsam gesteigert. Das Substrat wird nun wieder gleichmäßig feucht gehalten, aber Staunässe weiterhin vermieden. Auch die erste leichte Düngergabe kann nun erfolgen, um das Wachstum des Blütenschafts und die Entwicklung der Blüten zu unterstützen. Mit dieser sorgfältigen Übergangsphase wird der Grundstein für eine lange und prächtige Blütezeit gelegt.

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