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Schnitt und Rückschnitt der Tulpe

Der richtige Schnitt zum richtigen Zeitpunkt ist bei Tulpen von entscheidender Bedeutung, denn er dient zwei grundlegend unterschiedlichen Zielen: dem Gewinn von prächtigen Schnittblumen für die Vase und der optimalen Pflege der Pflanze nach der Blüte, um ihre Kraft für das kommende Jahr zu sichern. Ein falscher Schnitt kann die Zwiebel nachhaltig schwächen und die Blütenpracht der nächsten Saison gefährden. Daher ist es unerlässlich, die genauen Techniken und den idealen Zeitpunkt für das Schneiden von Blüten und das Entfernen von altem Laub zu kennen. Dieses Wissen ermöglicht es dir, dich sowohl an langlebigen Tulpensträußen im Haus zu erfreuen als auch die Gesundheit und Blühfreudigkeit deines Tulpenbestandes im Garten langfristig zu erhalten.

Das Thema Schnitt bei Tulpen lässt sich in zwei Hauptkategorien unterteilen. Die erste ist der Schnitt zur Ernte von Blumen für dekorative Zwecke. Hierbei geht es darum, die Blüte mit einem möglichst langen Stiel zu gewinnen, ohne die Pflanze mehr als nötig zu schwächen. Die zweite Kategorie ist der Pflegeschnitt nach der Blüte, der oft als „Deadheading“ und später als Entfernung des Laubes bezeichnet wird. Dieser Schnitt zielt nicht auf eine Ernte ab, sondern darauf, die Energie der Pflanze gezielt in die Zwiebel zu lenken und so die Grundlage für eine erfolgreiche nächste Wachstumsperiode zu schaffen.

Viele Gärtner sind unsicher, wie viel Laub sie beim Schnitt für die Vase mitentfernen dürfen und wann der exakte Zeitpunkt für das Entfernen der verblühten Teile gekommen ist. Eine falsche Vorgehensweise, wie das zu frühe Abschneiden des gesamten Laubes, ist einer der häufigsten Gründe für das Ausbleiben der Blüte im Folgejahr. Die Blätter sind die lebenswichtigen „Sonnenkollektoren“ der Pflanze. Über sie betreibt die Tulpe Photosynthese und produziert die Energie, die als Stärke in der Zwiebel für die nächste Saison gespeichert wird.

Ein professioneller Umgang mit Schere und Messer ist daher kein optionaler Luxus, sondern eine Notwendigkeit für den nachhaltigen Erfolg im Tulpenanbau. Es geht darum, eine Balance zu finden zwischen dem unmittelbaren Genuss der Blüte als Schnittblume und der langfristigen Investition in die Gesundheit der Zwiebel. Die folgenden Abschnitte erläutern detailliert die besten Praktiken für beide Arten des Schnitts.

Der perfekte Schnitt für die Vase

Der ideale Zeitpunkt, um Tulpen für die Vase zu schneiden, ist am frühen Morgen. Zu dieser Tageszeit sind die Stängel prall mit Wasser gefüllt und die Blüten sind frisch und ausgeruht von der Kühle der Nacht. Dies erhöht ihre Haltbarkeit in der Vase erheblich. Wähle Tulpen aus, deren Knospen bereits ihre volle Farbe zeigen, aber noch nicht vollständig geöffnet sind. Schneidest du sie zu früh, öffnen sie sich möglicherweise nicht richtig; schneidest du sie zu spät, ist ihre Lebensdauer in der Vase bereits verkürzt.

Verwende für den Schnitt immer ein sehr scharfes und sauberes Messer oder eine scharfe Gartenschere. Ein sauberer Schnitt verhindert das Quetschen der Leitungsbahnen im Stängel, was die Wasseraufnahme erleichtert. Der wichtigste Aspekt beim Schnitt ist jedoch, wie viel Laub an der Pflanze im Beet verbleibt. Versuche, so viele Blätter wie möglich an der Pflanze zu belassen. Eine gute Regel ist, mindestens zwei große Blätter an der Basis der Pflanze zu erhalten. Diese sind entscheidend für die weitere Energieproduktion und die Versorgung der Zwiebel. Schneide den Stiel also so hoch wie möglich, während du immer noch eine ausreichende Länge für deine Vase erzielst.

Nach dem Schnitt sollten die Tulpen sofort in einen Eimer mit frischem, kaltem Wasser gestellt werden. Bevor du sie in der Vase arrangierst, entferne die untersten Blätter, die unter der Wasserlinie stehen würden. Diese würden im Wasser schnell faulen und die Wasserqualität verschlechtern. Ein erneuter schräger Anschnitt der Stängel unter Wasser verhindert, dass Luftblasen in die Leitungsbahnen gelangen, und verbessert die Wasseraufnahme noch weiter.

Um die Haltbarkeit deiner Tulpen in der Vase zu maximieren, stelle sie an einen kühlen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung und fern von Obstschalen (reifendes Obst strömt Ethylengas aus, das den Alterungsprozess von Blumen beschleunigt). Wechsle das Wasser täglich oder alle zwei Tage und schneide die Stängel dabei jedes Mal frisch an. So kannst du dich oft eine Woche oder länger an deinem selbst geschnittenen Tulpenstrauß erfreuen.

Das Entfernen verblühter Blütenköpfe

Sobald die Tulpenblüte ihre Schönheit verliert und die Blütenblätter zu welken beginnen, ist es Zeit für das sogenannte „Deadheading“. Dieser Begriff bezeichnet das gezielte Entfernen des verblühten Blütenkopfes. Der Zweck dieses Schnittes ist es, die Pflanze daran zu hindern, Energie in die Produktion von Samen zu investieren. Würde man die verblühte Blüte stehen lassen, würde sich eine Samenkapsel bilden, deren Entwicklung die Pflanze viel Kraft kostet – Kraft, die viel besser in der Zwiebel für die Blüte des nächsten Jahres gespeichert werden sollte.

Das Entfernen der verblühten Köpfe ist ein einfacher, aber sehr wirkungsvoller Eingriff. Du kannst den Blütenkopf einfach unterhalb der Blüte mit den Fingern abknipsen oder eine saubere Schere verwenden. Schneide dabei nur den Blütenkopf und den obersten Teil des Stängels ab. Es ist von größter Wichtigkeit, den restlichen Stängel und vor allem alle Blätter unberührt zu lassen. Diese werden noch für viele Wochen benötigt, um die Zwiebel mit Nährstoffen zu versorgen.

Dieser Pflegeschritt ist besonders bei modernen Hybrid-Tulpen wichtig, die dazu neigen, nach einigen Jahren in ihrer Blühkraft nachzulassen. Durch das konsequente Entfernen der verblühten Teile maximierst du die Nährstoffeinlagerung in die Zwiebel und förderst so die Langlebigkeit und eine zuverlässige Wiederkehr der Blüte in den folgenden Jahren. Bei einigen Wildtulpen oder botanischen Tulpen, die sich auch durch Aussaat vermehren sollen, kann man einige Blüten stehen lassen, aber für die meisten Gartentulpen ist das Deadheading die beste Praxis.

Führe diesen Pflegeschnitt regelmäßig durch, sobald die einzelnen Blüten deines Tulpenbestandes verblüht sind. Es ist eine kleine Mühe mit großer Wirkung. Denke daran, die entfernten Blütenköpfe im Hausmüll oder auf dem Kompost zu entsorgen. Dies trägt auch zur allgemeinen Gartenhygiene bei und verhindert, dass sich auf den welkenden Blütenblättern Pilzkrankheiten wie Grauschimmel ansiedeln und ausbreiten können.

Der richtige Zeitpunkt zum Rückschnitt des Laubes

Dies ist der kritischste Punkt beim Thema Rückschnitt und derjenige, bei dem die meisten Fehler gemacht werden. Das Laub der Tulpe darf unter keinen Umständen entfernt werden, solange es noch grün oder auch nur teilweise grün ist. Auch wenn das vergilbende Laub im Beet nicht besonders attraktiv aussieht, ist es für das Überleben und die zukünftige Blüte der Tulpe absolut lebensnotwendig. Sei geduldig und widerstehe dem Drang, aus ästhetischen Gründen zur Schere zu greifen.

Die Blätter müssen an der Pflanze verbleiben, bis sie ihren natürlichen Lebenszyklus abgeschlossen haben. Dies erkennst du daran, dass sie vollständig vergilbt, dann braun und trocken geworden sind. Erst in diesem Zustand haben sie ihre gesamte Energie und alle Nährstoffe an die Zwiebel abgegeben. Dieser Prozess kann, je nach Sorte und Witterung, sechs bis acht Wochen nach dem Ende der Blüte dauern. Erst wenn das Laub vollständig abgestorben ist, hat es seine Funktion erfüllt und kann entfernt werden.

Wenn das Laub vollständig vertrocknet ist, lässt es sich oft einfach mit der Hand von der Basis abziehen. Alternativ kannst du es mit einer Schere bodennah abschneiden. Das Entfernen des abgestorbenen Laubes dient nun hauptsächlich der Optik und der Gartenhygiene. Es verhindert, dass sich auf den alten Blättern über den Sommer Krankheitserreger oder Schädlinge einnisten. Die Zwiebel im Boden ist nun in ihrer Ruhephase und bereit für den nächsten Zyklus.

Um die unschöne Phase des vergilbenden Laubes im Garten zu kaschieren, gibt es einige gestalterische Tricks. Pflanze die Tulpen zwischen Stauden wie Frauenmantel, Storchschnabel oder Funkien. Diese treiben etwas später aus und ihr wachsendes Laub verdeckt die welkenden Tulpenblätter elegant. Eine andere Möglichkeit ist die Pflanzung in Tuffs, die von Rasen oder anderen Bodendeckern umgeben sind, sodass der Blick nicht ausschließlich auf die absterbenden Pflanzen gelenkt wird.

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