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Das überwintern der amaryllis

Das korrekte Überwintern der Amaryllis ist der entscheidende, aber oft vernachlässigte Schritt, um die Pflanze Jahr für Jahr zu einer erneuten, prächtigen Blüte anzuregen. Dieser Prozess, auch Ruhephase oder Dormanz genannt, ist ein fest verankerter Teil im natürlichen Lebenszyklus dieser subtropischen Pflanze. In ihrer Heimat durchlebt sie eine Trockenzeit, in der sie ihr Wachstum einstellt und ihre Kräfte in der unterirdischen Zwiebel sammelt. Indem wir diese Bedingungen im häuslichen Umfeld simulieren, geben wir der Pflanze den notwendigen Impuls, im Inneren der Zwiebel neue Blütenknospen für die kommende Saison anzulegen. Ohne diese gezielt herbeigeführte Ruhepause wird die Amaryllis zwar weiterhin Blätter produzieren, die ersehnte Blüte wird jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit ausbleiben.

Die Vorbereitung auf die Überwinterung beginnt nicht erst im Herbst, sondern bereits im Sommer mit der optimalen Pflege der Pflanze. Nach der Blüte im Winter und Frühling muss die Amaryllis während der gesamten Vegetationsperiode gut mit Wasser, Licht und Nährstoffen versorgt werden. Die in dieser Zeit ausgebildeten, langen Blätter sind die Kraftwerke der Pflanze. Sie betreiben Photosynthese und produzieren die Energie, die in Form von Stärke in der Zwiebel gespeichert wird. Je kräftiger die Blätter und je größer die Zwiebel am Ende des Sommers ist, desto üppiger wird die Blüte im nächsten Jahr ausfallen.

Der Übergang von der Wachstums- zur Ruhephase muss sanft und schrittweise erfolgen. Ein abruptes Einstellen der Pflege würde die Pflanze stressen. Stattdessen wird die Wasser- und Düngerzufuhr ab dem Spätsommer langsam reduziert. Dies signalisiert der Amaryllis, dass die Trockenzeit beginnt und es an der Zeit ist, sich auf die Ruhe vorzubereiten. Die Blätter beginnen daraufhin allmählich zu vergilben und einzutrocknen, da die Pflanze alle wertvollen Nährstoffe aus ihnen zurück in die Zwiebel zieht.

Die eigentliche Überwinterung findet dann an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort statt. Während dieser mehrwöchigen Phase benötigt die Zwiebel keinerlei Pflege. Sie ruht vollständig und sammelt Kraft für den neuen Zyklus. Diese scheinbar passive Zeit ist jedoch von entscheidender biochemischer Aktivität geprägt, in der die Weichen für die zukünftige Blütenpracht gestellt werden. Die Einhaltung der korrekten Bedingungen während dieser Dormanz ist daher keine Option, sondern eine Notwendigkeit für den ambitionierten Amaryllis-Liebhaber.

Die bedeutung der ruhephase

Die Ruhephase ist für die Amaryllis von existenzieller Bedeutung und ein unverzichtbarer Teil ihres jährlichen Zyklus. Diese Periode der Dormanz ist genetisch tief in der Pflanze verankert und simuliert die Trockenzeiten in ihren natürlichen Herkunftsgebieten in Südamerika. Während dieser Zeit stellt die Pflanze ihr oberirdisches Wachstum vollständig ein, um Wasser und Energie zu konservieren. Viel wichtiger ist jedoch, was im Inneren der Zwiebel geschieht: Erst durch den Reiz der kühlen und trockenen Lagerung werden die hormonellen Prozesse in Gang gesetzt, die zur Bildung neuer Blütenanlagen führen.

Das Auslassen oder eine unsachgemäße Durchführung der Ruhephase ist der häufigste Grund, warum eine Amaryllis im Folgejahr nicht blüht. Viele Pflanzenfreunde machen den Fehler, die Pflanze nach der Blüte den ganzen Sommer über zu gießen und zu düngen und sie dann einfach auf der warmen Fensterbank stehen zu lassen. In diesem Fall wird die Pflanze zwar weiterhin Blätter bilden und die Zwiebel wachsen, der entscheidende Auslöser für die Blüteninduktion fehlt jedoch. Das Ergebnis ist eine grüne, aber blütenlose Pflanze.

Die Ruhephase dient nicht nur der Blütenbildung, sondern auch der allgemeinen Regeneration der Pflanze. Sie gibt der Zwiebel Zeit, sich zu festigen und ihre Widerstandskraft gegen Krankheiten zu stärken. Es ist eine Phase der Konsolidierung, in der die im Sommer produzierten Nährstoffe umgewandelt und für den kraftvollen Austrieb im nächsten Zyklus bereitgestellt werden. Eine Amaryllis, der diese Ruhepause verwehrt wird, wird auf Dauer geschwächt und anfälliger für Schädlinge und Pilzbefall.

Die Dauer der Ruhephase ist ebenfalls ein kritischer Faktor. Sie sollte mindestens acht Wochen betragen, idealerweise aber zehn bis zwölf Wochen. Eine zu kurze Ruheperiode reicht oft nicht aus, um die Blütenbildung vollständig abzuschließen. Eine deutlich längere Lagerung ist zwar möglich, aber nicht notwendig. Die Einhaltung dieser Zeitspanne ist ein wesentlicher Baustein für den gärtnerischen Erfolg und wird mit einer zuverlässigen und prachtvollen Blüte belohnt.

Einleitung der ruhephase im herbst

Die Vorbereitung auf die Überwinterung beginnt fließend im Spätsommer, typischerweise ab Mitte oder Ende August. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Amaryllis am Ende ihrer Hauptwachstumsphase. Dies ist das Signal, die Pflegemaßnahmen schrittweise zu ändern, um der Pflanze den Übergang in die Dormanz zu erleichtern. Der erste Schritt ist die Reduzierung der Wassergaben. Die Gießintervalle werden verlängert, und die Menge des Wassers pro Gießvorgang wird verringert.

Gleichzeitig mit der Reduzierung des Wassers wird auch die Düngung komplett eingestellt. Die Pflanze benötigt nun keine zusätzlichen Nährstoffe mehr, da sie ihr Wachstum verlangsamen und sich auf das Einlagern der vorhandenen Reserven konzentrieren soll. Die Kombination aus nachlassender Wasser- und Nährstoffzufuhr signalisiert der Amaryllis unmissverständlich den Beginn der bevorstehenden Trockenperiode und leitet die physiologischen Veränderungen für die Ruhephase ein.

Als Reaktion auf diese veränderten Bedingungen beginnen die Blätter der Amaryllis, sich zu verändern. Sie vergilben langsam von den Spitzen her und werden welk. Dies ist ein völlig natürlicher und erwünschter Prozess. Es ist von größter Wichtigkeit, diese Blätter nicht vorzeitig abzuschneiden. Die Pflanze zieht aktiv alle noch verwertbaren Nährstoffe und das in den Blättern gespeicherte Wasser zurück in die Zwiebel. Dieser Prozess ist erst abgeschlossen, wenn die Blätter vollständig trocken und papierartig sind.

Sobald alle Blätter vertrocknet sind, können sie vorsichtig von Hand abgezogen oder nahe an der Zwiebel abgeschnitten werden. Die Zwiebel im Topf ist nun bereit für die eigentliche Überwinterung. Der Topf wird an einen geeigneten, kühlen und dunklen Ort gebracht. Dieser schrittweise und natürliche Prozess des Einziehens der Blätter stellt sicher, dass die Zwiebel maximal mit Nährstoffen für die kommende Saison aufgeladen ist.

Die ideale lagerung der zwiebel

Für eine erfolgreiche Überwinterung und Blüteninduktion ist die Wahl des richtigen Lagerortes entscheidend. Die Amaryllis-Zwiebel benötigt während ihrer Ruhephase drei grundlegende Bedingungen: Kühle, Trockenheit und Dunkelheit. Ein Ort, der diese Kriterien erfüllt, ist beispielsweise ein unbeheizter Keller, eine frostfreie Garage, ein kühles Treppenhaus oder ein Dachboden. Die ideale Lagertemperatur liegt konstant zwischen 10 und 15 Grad Celsius. Temperaturen unter 5 Grad oder über 17 Grad können den Erfolg der Blütenbildung beeinträchtigen.

Die Zwiebel kann während der Ruhephase einfach in ihrem Topf im trockenen Substrat verbleiben. Dies ist die einfachste und gängigste Methode. Es ist absolut entscheidend, dass die Zwiebel während der gesamten Lagerzeit kein Wasser erhält. Die Erde muss vollständig austrocknen und trocken bleiben. Jegliche Feuchtigkeit würde den Fäulnisprozess fördern oder die Zwiebel vorzeitig zum Austreiben anregen, was den Zweck der Ruhephase zunichtemachen würde.

Alternativ kann die Zwiebel auch aus dem Topf genommen und „nackt“ gelagert werden. Hierzu wird die Zwiebel nach dem Einziehen der Blätter vorsichtig aus der Erde genommen, das Substrat grob von den Wurzeln entfernt und die Zwiebel an einem luftigen Ort einige Tage getrocknet. Anschließend kann sie in einer Papiertüte, einer Holzkiste mit trockenem Sand, Sägespänen oder in Zeitungspapier eingeschlagen an einem kühlen, dunklen Ort gelagert werden. Diese Methode spart Platz und ermöglicht eine einfache Kontrolle der Zwiebel auf Fäulnis.

Unabhängig von der gewählten Lagermethode sollte die Zwiebel gelegentlich, etwa alle paar Wochen, kontrolliert werden. Man prüft, ob sie fest bleibt und keine Anzeichen von Schimmel oder Fäulnis zeigt. Weiche Stellen sind ein schlechtes Zeichen und sollten, falls sie nur oberflächlich sind, großzügig herausgeschnitten werden. Die Schnittstelle wird dann mit Holzkohlepulver desinfiziert. Eine gut durchgeführte, ungestörte Lagerung unter den richtigen Bedingungen ist die beste Garantie für eine gesunde Zwiebel, die bereit ist für einen neuen, blütenreichen Zyklus.

Das erwecken aus dem winterschlaf

Nach einer Ruhephase von etwa zehn bis zwölf Wochen, meist im November oder Dezember, ist es an der Zeit, die Amaryllis aus ihrem Winterschlaf zu wecken. Dieser Zeitpunkt kann je nach gewünschtem Blühtermin gesteuert werden, da die Pflanze von diesem Punkt an etwa sechs bis acht Wochen bis zur Blüte benötigt. Wer sich also zu Weihnachten an den Blüten erfreuen möchte, sollte die Zwiebel bereits Ende Oktober oder Anfang November wieder aktivieren.

Das Erwecken beginnt damit, die Zwiebel wieder an wärmere und hellere Bedingungen zu gewöhnen. Der Topf mit der Zwiebel wird aus dem kühlen Winterquartier geholt und an einen mäßig warmen Ort mit Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad Celsius gestellt. Ein heller Fensterplatz ohne direkte Sonneneinstrahlung ist zu diesem Zeitpunkt ideal. Falls die Zwiebel ohne Erde gelagert wurde, ist dies der Moment, sie in frisches Substrat zu topfen, wobei die obere Hälfte der Zwiebel aus der Erde ragen muss.

Der entscheidende Impuls für den Neustart ist die erste Wassergabe. Die trockene Erde wird einmalig und nur mäßig angegossen, um das Substrat leicht zu durchfeuchten. Es ist wichtig, nicht sofort mit reichlichen Wassergaben zu beginnen. Ähnlich wie bei der Erstpflanzung gilt auch hier: Weniger ist mehr. Die Zwiebel wird angeregt, zuerst neue Wurzeln zu bilden. Weitere Wassergaben erfolgen erst, wenn sich die erste Spitze des neuen Austriebs, sei es ein Blatt oder der erhoffte Blütenschaft, zeigt.

Nun ist Geduld gefragt. Es kann einige Tage bis wenige Wochen dauern, bis sich das erste neue Leben an der Spitze der Zwiebel zeigt. Sobald der Austrieb sichtbar ist und zu wachsen beginnt, werden die Wassergaben langsam gesteigert und der Topf an einen noch helleren und wärmeren Standort mit etwa 20 bis 22 Grad gestellt. Damit beginnt der neue Lebenszyklus, an dessen vorläufigem Höhepunkt die spektakuläre Blüte als Belohnung für die sorgfältige Überwinterung steht.

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